Existentielle Herausforderungen und traumatische Erfahrungen führen nicht zwangsläufig zu einer seelischen Erkrankung bzw. zu einer Traumafolgestörung. Ausschlaggebend ist das subjektive Erleben der Bedrohung durch die betroffene Person. Dieses hängt u.a. von der Intensität des traumatischen Ereignisses und der Art seiner Verursachung ab:
Je intensiver, brutaler und häufiger traumatische Erfahrungen erlebt werden, desto höher ist insgesamt das Risiko eines seelischen Traumas. Bei (jungen) Geflüchteten liegt oft eine komplexe Traumatisierung vor, die über einen längeren Zeitraum und durch verschiedene Ereignisse vor, während und nach der Flucht entstanden ist. Die einzelnen traumatischen Erfahrungen verstärken sich gegenseitig und führen in ihrer Kumulation zu einer psychischen Gesamtbelastung, die über die Folgen des einzelnen Ereignisses hinausgehen. Man spricht in diesem Zusammenhang von sequentieller Traumatisierung.
Für das subjektive Erleben macht es zudem einen grossen Unterschied, was genau passiert ist. Man differenziert zwischen
- plötzlich auftretenden, unvorhersehbaren und/oder unbeabsichtigten Ereignissen (z. B. Natur- oder technische Katastrophen) und
- von Menschen absichtlich verursachte Ereignisse (man-made-disasters).
Die schwerwiegendsten Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben wiederholte und von Menschen verursachte traumatische Ereignisse wie Krieg, Verfolgung, Folter und/oder sexuelle Gewalt, im schlimmsten Fall verursacht von Menschen, zu denen eine starke persönliche Bindung besteht. Sie schädigen das Grundvertrauen in andere Menschen und in die Welt besonders tief. Solchen Erfahrungen waren Geflüchtete häufig ausgesetzt.